Montag, 2. Februar 2009

morgen war gestern


es beginnt mit einem schlag gegen die stirn, noch kalt, und ich drehe mich ruckartig um, die schultern hochgezogen. der rücken macht sich klein, rollt mich zusammen und wartet, bis langsam die wärme kommt. mit diesem buckel bin ich neunzig jahre alt. ich greife hinter mich, verdrehe die hand und schraube am roten knauf. die erlösung tritt nach schmerzhaften fünfzehn sekunden ein. alles entspannt sich, gibt nach, und die muskeln fallen lose vom skelett. mit den händen drücke ich mich einen schritt zurück, hinein in den strahl. wie hundert finger, krähenfüße, die auf die kopfkrone trommeln. und es fließt nicht an mir herab, es fließt durch mich hindurch. meine waden saugen es auf, mein nabel ertränkt das meer in mir mit frischem wasser, meine hände öffnen ihre blüten. alles schmeckt nach honig. alles ist neu.

ich drücke mein nasses haar aus und es fällt asche auf den boden. ich reibe meine haut trocken und schwarze kruste bröckelt von meinem arm.
wir haben es gelöscht, aber die spuren kann ich nicht abwaschen.

meine nackten füße spielen mit den zotten des badezimmerteppichs. ich bin so nahe am spiegel, dass ich mein gesicht nicht ganz sehe. alles details. alles nur ausschnitte. ich male einen strich über mein lid, als wäre er die grenze zwischen augen und gehirn; ziehe eine linie, einen rubikon zu meinen gedanken. ich will nur schönes sehen heute. hätte ich weniger geschmack, ich würde die lippen rosafarben versiegeln. nur liebesgedichte zitieren, nur lächeln, den ganzen tag. aber ich schmecke viel zu viel.

ich bin die wiederholung deines namens.
ich bin der immer gleiche gedanke.
ich bin das mantra, das jede zelle atmet.
ich bin der tag unserer ersten begenung.
ich bin und bleibe meine haut unter deiner.


genau das ist der haken, sagte der fisch
(und biss zu)

it won't make sense at all


meine liebe galt einst einem kugel-schreiber. heute morgen hat er sich mit seiner letzten zeile erschossen. es wird wohl tinten-tod auf seinem grabstein stehen...

unter metropolis


die welt baut sich heute in fertigbausätzen um mich auf. ich signiere ihre wände mit blicken und frage andauernd nach dem leben, das ich bringen sollte. nach dem leben, für das wir schicht um schicht beton aufhäufen. nach dem leben, für dessen erhaltung wir kaufhäuser errichten und türme in den himmel reißen. wir sind mikroskopisch klein. wir sind punkte, nur stehe ich nicht nach einem aussagesatz. ich stehe mitten in der frage, und lasse mich vergessen wie jeder andere beistrich auch. heute ist die stadt das einzig wahre lebewesen, die spitze der evolution. und wir sind das blut in den adern der u-bahn-systeme

ich liebe dich - es schießt dumpf und mit widerhall aus einem spalt zwischen den erinnerungen. dann fährt ein elektrischer schlag durch meine augäpfel und das gewebe in meiner kehle verwächst sich zu einem druckgeladenen klumpen. finger verknoten sich ineinander und öffnen sich nur, wenn die spitzen nervös über holz kreisen, oder wenn sie das lose gesicht zurück an seinen platz kneten wollen. meine lider sind schmelzendes wachs. ich halte den kopf unter kaltes, fließendes wasser und warte auf das eintreten der nüchternheit.

im vorbeigehen berühre ich die mauer, die den parkplatz vor dem lebensmittelladen umzäunt. ich frage sie, ob sie es fühlt, höre nur die motoren der autos stellvertretend "nein!" brüllen. mein blick rollt auf der straße davon, weit weg von mir, und der asphalt schmeckt nicht, dass unter meinen schuhen noch erde aus den wiesen klebt (durch die ich immer laufe). ich kaufe zigaretten, und das geld ist nichts mehr wert. meine lunge teilt das grau mit den abgasen, rauch zieht durch meinen hals. ich rage wie ein schornstein empor und male mit dreck nachrichten in den himmel hinein.

ich glaube noch immer an zuhause - deine stimme ist eine natter. sie kommt durch die risse in den wänden, durch das geöffnete fenster, durch den spalt unter der türe, durch das loch im parkett. aus allen richtungen fließen ihre bewegungen. an manchen tagen küsse ich sie, sauge an ihren zähnen, lasse nacken und knöchel offen liegen und schwimme im delirium. an anderen kommt sie ungelegen, und ich erschlage sie mit ziegeln, die ich aus der decke reiße. bald fällt uns der himmel auf den kopf.

ich schlafe mitten am tag ein, überquere hauptstraßen blind und verliere meine schlüssel. alles ist zement. alles ist glas. ich gebe dir die schuld.
ich zünde zigaretten am falschen ende an, ich salze den kaffe. ich nehme sie dir wieder weg.
ich frage nach dem leben, nach dem puls, nach dem atem, kratze farbe von den wänden und weiß schon, dass es hier nicht sein kann. - du bist nicht hier.



als der maulwurf beschloss, unter die erde zu gehen, bat er gott, ihn die sonne ganz vergessen zu lassen. von da an ließ gott ihn nur noch nachts an die oberfläche, damit die sehnsucht ihn nicht auffraß.

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